Zwillingsgeburt

Definition und Häufigkeit

Bei Zwillingen findet eine gleichzeitige Entwicklung von zwei Kindern in einer Schwangerschaft statt. Von Mehrlingen wird gesprochen, wenn zwei oder mehr Kinder heranreifen.

Die Häufigkeit des Auftretens von Zwillingen bzw. Mehrlingen berechnet sich nach der Hellin-Regel :

In Familien, in denen bereits Zwillings- bzw Mehrlingsgeburten aufgetreten sind, besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass dies wieder geschieht. Ein Ansteigen von Mehrlingsgeburten im letzten Jahrzehnt ist zu beobachten. Der Grund dafür liegt darin, dass nach Sterilitätsbehandlungen mit Hormonen und/oder einer künstlichen Befruchtung gehäuft Mehrlinge geboren werden.

Entstehung

Nach ihrer Entstehung unterscheidet man eineiige und zweieiige Zwillinge. Dabei sind zweieiige Zwillinge dreimal häufiger. Eineiige Zwillinge entstehen aus einer befruchteten Eizelle, die sich in einem sehr frühen Entwicklungsstadium in zwei getrennte Keimanlagen teilt. Geschieht dies in den ersten drei Tagen der Entwicklung, erfolgt eine voneinander unabhängige Wanderung im Eileiter und eine separate Einnistung in der Gebärmutter. Beide Kinder besitzen eine eigenständige Fruchthöhle und Plazenta. Kommt es erst zur Teilung in der Gebärmutter, nachdem bereits eine Differenzierung der embryonalen Hüllen stattgefunden hat, so besitzen die Zwillinge eine gemeinsame Plazenta und sie liegen möglicherweise in einer Fruchtblase. Eineiige Zwillinge haben identischen Erbanlagen und immer das gleiche Geschlecht. Zweieiige Zwillinge entstehen durch die Befruchtung von zwei Eizellen. Sie können entweder aus einem oder beiden Eierstöcken stammen. Sie besitzen immer eine eigene Plazenta und Fruchthöhle. Sie können gleich- oder verschiedengeschlechtlich sein und sind genetisch miteinander verwandt wie andere Geschwister auch.

Diagnose

Schon bei der ersten Ultraschalluntersuchung wird eine Zwillingsschwangerschaft erkannt. Es gibt aber auch andere Hinweise. Die Gebärmutter ist größer, als es dem Schwangerschaftsalter entspricht, das Gewicht und der Bauchumfang der werdenden Mutter nehmen stärker zu. Sie spürt auffällig viele Kindsbewegungen. Die Zwillingsschwangerschaft wird gesichert durch die Ableitung kindlicher Herztöne an zwei verschiedenen Stellen und dem Nachweis unterschiedlicher Herzfrequenzmuster.

Schwangerschaft

Eine Zwillingschwangerschaft wird immer als Risikoschwangerschaft eingestuft. Sie stellt eine erhebliche Mehrbelastung für den mütterlichen Organismus dar. Die überwachung der Schwangerschaft erfolgt engmaschiger, um beispielsweise eine Mangelversorgung der Kinder zu erkennen. Häufiger treten Komplikationen und schwangerschaftsspezifische Krankheiten auf, die Schwangerschaftsbeschwerden können verstärkt sein. Mit Blutungen, vorzeitigen Wehen, einer Fehl- oder Frühgeburt und vermehrter Fruchtwassermenge sowie einer Gestose muss gerechnet werden.

  Zwillinge in Schädellage
Zwillinge in Schädellage
Zwillinge in Schädel-/Steisslage
Zwillinge in Schädel-/Steisslage
Zwillinge in Steisslage
Zwillinge in Steisslage
Zwillinge in Schädel-/Querlage
Zwillinge in Schädel-/Querlage
 

Geburt

Auch die Geburt wird als Risikogeburt eingestuft. Die Kinder kommen größtenteils drei bis vier Wochen zu früh auf die Welt, da die Gebärmutter meist zu diesem Zeitpunkt ihre maximale Größe erreicht hat. Es ist daher ratsam, rechtzeitig eine Klinik zu suchen, die Erfahrung mit Zwillings- und Mehrlingsgeburten hat. Falls die Kinder bis zur 38. Woche noch nicht geboren sind, raten die Geburtshelfer dazu, die Schwangerschaft wegen einer möglichen überlastung der Plazenta zu beenden. Zwillinge können vaginal entbunden werden. Voraussetzungen dafür sind aber, dass die Kinder mindestens 2000 Gramm wiegen und der erste Zwilling mit dem Kopf nach unten liegt. Wegen der überdehnung der Gebärmutter können Wehenanomalien, wie zum Beispiel eine Wehenschwäche, auftreten. Mit einem Oxytocintropf wird dem entgegengewirkt. Die Geburt des ersten Zwillings erfolgt normal. Die Geburt des zweiten Kindes sollte innerhalb von 15 - 20 Minuten erfolgen. Es ist aufgrund der Gebärmutterverkleinerung und der Gefahr einer vorzeitigen Plazentaablösung gefährdet. Die Geburt wird dann oft durch vaginale Entbindungsoperationen, beispielweise mit einer Saugglocke beendet. Eine Ende der Geburt des zweiten Kindes durch einen Kaiserschnitt ist eher selten. Eine Kaiserschnitt wird bei Zwillingen von vornherein empfohlen, wenn die Kinder oder ein Zwilling sehr klein oder groß sind/ist, sie einen Gewichtsunterschied von mehr als 500 Gramm haben und bei Lageanomalien (Beckenend- und Querlage).

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